Anders Wohnen

Haus Lange Haus Esters / Kunstmuseen Krefeld / 17.3.2019 – 26.1.2020

Entwürfe für Haus Lange (Krefeld) – Akt 1: Utopie
mit Werken von: BLESS, Franck Bragigand, Dunne & Raby, Olaf Holzapfel, Andreas Schmitten, Apolonija Šušteršič, Christopher Kulendran Thomas

Kuratiert von: Katia Baudin, Dr. Magdalena Holzhey, Dr. Sylvia Martin

Fotografien: XYZ

REIMBURSEMENT CELLS
Installation aus heimischem Holz und Reet

Die Form der Struktur erinnert an DNA-Zellen, die in jeder Ecke und Richtung wachsen und Wege und Plattformen schaffen, die die physische Erfahrung des Betrachters leiten. Der von diesen Linien gezeichnete Grundriss bezieht sich auf The Cella, die Kernkammer eines Tempels. Sowohl Zelle als auch Cella werden hier als sehr intime Teile (Essenz) der architektonischen Konstruktionen des Körpers und des öffentlichen Hauses – des Tempels – betrachtet. Der Tempel ist die Infrastruktur für die Cella (und pro Erweiterung ist die Cella hier ein Ort für nur eine Person).
Eine mit Reet gefüllte Fachwerk-Hauptkonstruktion nimmt die Mitte des Raumes ein und teilt ihn in zwei gleiche Teile. Der Betrachter hat Zugriff auf die verschiedenen Nischen (Zellen), die von der Haupttrennlinie ausgehen. Die Struktur bezieht sich auf die innere unsichtbare Konstruktion des Hauses Lange, die aus einem unsichtbaren Stahlrahmen besteht, der mit Ziegelsteinen bedeckt ist. Diese Architektur setzt sich in geschwungenen Linien fort, eine Konstruktion aus heimischen Holz, die komplett mit Reet angefüllt ist und trotzdem sichtbar bleibt.

Die Haptik, die Sinne spielen in diesem Entwurf eine zentrale Rolle. Einige Teile des Fachwerk sind kleinere Räume (Alkoven), die unsere Körpererfahrung näher an die Wahrnehmung von Geräuschen und Gerüchen bringen. Zum Beispiel werden Schrittgeräusche von der Reet-Wand absorbiert, während sie einen Geruch abgibt, der an das Äußere, die Natur, erinnert. Die Entscheidung, The Cella zu zitieren, geht einher mit der Absicht, auf körperliche und geistige Erfahrungen aus der vergessenen Geschichte des Bauhauses zu reagieren. Zum Beispiel präsentiert Haus Lange einige intime Kammern. Ein anderes Beispiel wäre das Farnsworth-Haus, bei dem der Begriff Cella in das gesamte Konzept des Hauses integriert wurde: D.h. die natürlichen Elemente, die Parks und der Raum des Hauses verschmelzen miteinander. Im Industriezeitalter (Moderne) verlief der Hauptinformationsverkehr immer noch über analoge Kommunikation. Diese Beziehung ist jetzt frei von diesem Dualismus. Die meisten Orte sind per definitionem öffentlich, Kommunikationsregeln für jeden physischen und virtuellen Raum. Das Nachdenken über neue Formen der Privatsphäre wird unabdingbar.

Das Bauhaus, als Fortsetzung der modernen Bewegung (ab dem 18. Jh.), war in einer Zeit angesiedelt, in welcher sich völlig neuartige Erfahrungen in den menschlichen Körper und Geist einschrieben. Das Einbringen von industriellen und der maschinellen Artefakten und Haltungen in die privaten Räume findet zu jener Zeit statt, in der die Menschen noch direkte Erfahrungen machten, in einer physischen Realität lebten. Die Fabriken waren laute Umgebungen und die Arbeiter beenden ihre Tage in einer Natur, die wohl näher ist als die, die wir heutzutage erleben.
Menschen entfernen sich zusehends von einer Natur und ihre Vorstellung eines privaten Raumes, entspricht eher denen eines Heimarbeitsplatzes.
Mit der Installation wird ein Angebot für eine spezifische Erfahrung gemacht: Einer Welt näher zu kommen, ohne übermäßig viele Informationen zu haben.